Drei Verletzte nach Messerstecherei unter Links- und Rechtsextremisten

Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg sollen drei Linksextremisten einem Anhänger der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ aufgelauert haben. Die Beteiligten wurden mit Stichverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Sicherheitsbehörden befürchten eine Spirale der Gewalt.

Der Angriff endete auch für die Angreifer blutig: Nach einer Messerstecherei im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wurden am Donnerstagabend drei Männer in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach Informationen von WELT lauerten dabei drei Linksextremisten einem Mitglied der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ auf. Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte WELT, dass die Ermittlungen zur politischen Tatmotivation noch liefen. Man wolle sich deshalb nicht äußern. Zuerst hatte die B.Z. berichtet.

Laut Polizei begann die Auseinandersetzung in der Wichertstraße gegen 20 Uhr in einem Mehrfamilienhaus. Aus Behördenkreisen hieß es, dass hier der angegriffene Rechtsextremist wohnt. Im weiteren Verlauf soll sich der Streit auf einen nahegelegenen Spielplatz verlagert haben. Anwohner alarmierten daraufhin die Polizei. Die Beamten konnten zwei Angreifer im Alter von 31 und 32 Jahren festnehmen. Ein weiterer mutmaßlicher Angreifer konnte entkommen.

Der 23 Jahre alte angegriffene Rechtsextremist Leander S. trug ebenso Verletzungen davon wie die zwei festgenommen Linksextremisten. Einer von ihnen wird dem Vernehmen nach vermutlich bleibende Schäden davontragen. Lebensgefahr soll bei keinem der Männer bestehen. Die Ermittlungen übernimmt der für politisch motivierte Delikte zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamtes der Berliner Polizei.

 

In der Auseinandersetzung zwischen Links- und Rechtsextremisten registrierten die Ermittler zuletzt eine Eskalation. Nach dem Angriff auf den Vater eines führenden Mitglieds des „III. Weg“ im Januar in Berlin übten Anhänger der Rechts-Außen-Partei nach Informationen von WELT bei einem Gegenangriff auf Anhänger der linken Szene Vergeltung.

Ermittler prüfen nun, ob die zunehmenden Angriffe der Linksextremen aus Sachsen gesteuert sein könnten. Die Linksextremistin Lina E. war dort im Mai vergangenen Jahres vor dem Oberlandesgericht Dresden wegen ihrer Beteiligung an zahlreichen Angriffen gegen Rechtsextremisten zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig, weil der Generalbundesanwalt Revision einlegte. Lina E. befindet sich derzeit auf freiem Fuß.

Der jüngsten Angriffe in Berlin könnten nach der Einschätzung von Ermittlern von Mitgliedern der Gruppe um Lina E. orchestriert worden sein. Nach Informationen von WELT kommt einer der festgenommenen Linksradikalen aus Leipzig.

Der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, sagte: „Es häuft sich für jeden spürbar, dass es in ganz Berlin anscheinend mittlerweile zum guten Ton gehört, sich mit Messern auf den Weg zu machen, um bei Gruppenkeilereien andere schwer zu verletzten“. Messer-Verbotszonen würden daran allerdings nur bedingt etwas ändern. „Denn es ist schon jetzt verboten, andere mit Messern anzugreifen“, sagte Jendro. „Hilfreicher wäre es, wenn die Justiz derartige Attacken grundsätzlich als Tötungsdelikte einstuft, denn dann würde es nicht nur drei Stunden Brabbelkreis geben.“

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